Gedanken zur Ferienzeit

„Zeit“


Seit etwa drei Jahren steht in unserem Wohnzimmer Großmutters alte Standuhr. Als unsere Oma vor drei Jahren aus der Zeit-Dimension in die Dimension der Ewigkeit gewechselt hat, waren wir die Erben von einigen Gegenständen, die sie hinterlassen hat. Fast 100 Jahre hat die Uhr auf dem Buckel und hat in der Familiengeschichte schon mehrere Wohnzimmer geschmückt. Dieses leise Rattern des Uhrwerks löst vieles aus: Manchmal beruhigt es. Ab und zu stelle ich es bewusst aus, damit ich gewisse Wartezeiten nicht noch durch ein „TickTack“ untermauert bekomme. Ja und manchmal kommt mir ein Vers aus der Bibel in den Sinn: „Alles hat seine Zeit“ (Prediger 3, 1). Wenn doch Gottes Zeit auch manchmal meine Zeit sein könnte! Dann… . Ja, was dann? Ginge es mir dann besser? Wären meine Wünsche besser gestillt, wenn ich sie gleich erfüllt bekäme? Warum muss ich so lange auf etwas warten, wenn es doch „sofort erfüllt“ so viel schöner wäre? Dabei denke ich an meine Gebete. Oft staune ich, wie schnell Gott antworten kann. Gleichzeitig gibt es Gebetserhörungen, die nach meinem Dafürhalten auf sich warten lassen. Da merke ich erst in der Rückschau: Es wäre für mich nicht richtig gewesen, hätte Gott mir meinen Wunsch sofort erfüllt. Dazu fällt mir der gute alte Charles Spurgeon ein. Der britische Baptisten-Pastor hat auf seine Art tausende Gläubige geprägt. Zum Thema Zeit ist folgendes Zitat von ihm überliefert: „Unsere Zeit und Gottes Zeit werden nicht nach derselben Uhr gemessen.“ Das beruhigt! Wenngleich nicht alle Ungeduld in mir verschwindet, kann ich es mir manchmal durchaus erlauben, das Pendel der alten Uhr auszuhängen. Gott beeindruckt meine Vorstellung von Zeit ohnehin nicht. So bleibt die alte Standuhr ein gutes Instrument, meine Tage einzutakten. Aber Gottes Uhr im Himmel gibt mir die beste Zeit vor. Ich freue mich auf ein besonderes Hören des „himmlischen TickTack“ in der kommenden Urlaubszeit.
Pastor Moritz Allersmeier